Freitag, 10. Juni 2011

Nieder mit dem Packeis

Sorgerecht: Ein Schritt zurück, wie vor.

Väteranliegen finden Gehör und Unterstützung
Beitrag zur Juni-Nummer der Männerzeitung

Die ersten 4 Monate des Jahre 2011 waren im wahrsten Sinne des Wortes bewegt!

Seit Dezember hatten wir alle auf die Botschaft des Bundesrates zur Neuregelung der gemeinsamen elterlichen Sorge gewartet. Diese war uns bis Ende 2010 versprochen worden. Am 12. Januar gab die neue Justizministerin Sommaruga stattdessen bekannt, dass sie die Vorlage zurückhalten wolle, um sie mit weiteren Themen aus dem Bereich Unterhalt zu ergänzen. GeCoBi, die schweizerische Vereinigung für gemeinsame Elternschaft, Dachorganisation mehrerer Väter-, Eltern- und Kinderrechtsorganisationen protestierte heftig gegen die Ankündigung von Frau Sommaruga, zunächst in Form einer deutlichen Medienmitteilung, dann aber auch in Form eines Artikels in der Männerzeitung vom März dieses Jahres. Darin schrieb ich am Schluss, wir seien «von einer Lösung weiter entfernt denn je».

Noch während die Männerzeitung in Druck ging, bereiteten wir bei GeCoBi eine Reaktion auf den Entscheid von Frau Sommaruga vor.

Stein des Anstosses

Die Reaktion sollte deutlich sichtbar und klar positioniert sein, mit möglichst grossem, medialem Echo. Gleichzeitig wollten wir aber auch unseren konstruktiven Ansatz unterstreichen und deutlich machen, dass wir weiterhin den Dialog führen wollen, mit dem Ziel, eine gute Lösung zu finden. Auf der einen Seite entstand in Zusammenarbeit mit den Organisationen Vaterverbot und Väterrechte die Aktion SchickEnStei, auf der anderen Seite luden wir männer.ch ein, gemeinsam mit uns eine Mahnwache zu organisieren, welche direkt auf dem Bundesplatz stattfinden sollte. Der Miteinbezug von männer.ch sollte klar stellen, dass in der Sorgerechtsfrage mittlerweile nicht mehr ausschliesslich die geschiedenen Väter betroffen sind, sondern eben alle Männer sich davon betroffen fühlen. Längst ist dieses Thema nicht mehr das kuriose Anliegen einiger geschiedener Männer, vielmehr ist die gesellschaftliche Bedeutung der Problematik in den letzten Jahren kontinuierlich klarer zum Vorschein getreten. Männer sind in diesem Bereich des Gesetzes klar benachteiligt, und dies zum Nachteil ihrer Kinder. Die Website www.schickEnStei.ch entstand in absoluter Rekordzeit innert weniger als zwei Wochen. Steine mussten organisiert werden, Transportmöglichkeiten wurden abgesprochen, Medienkontakte liefen heiss, alles mit dem Ziel, am 11. Februar startbereit zu sein. Am Freitag dem 11. Februar erschien die Aktion SchickEnStei auf der Titelseite der Gratiszeitung 20 Minuten, und zwar landesweit. Bereits um 9.00 überquerten wir die 100 Steine-Marke, bis am Abend waren es 500 und noch am Wochenende wurde die 1‘000er Marke geknackt. Fast mehr Gewicht als die Steine hatten die vielen persönlichen Begleitschreiben, in denen Väter, Mütter, Grosseltern, Kinder ihren Wunsch nach einem gerechteren Sorgerecht zum Ausdruck brachten.

Eine Tür öffnet sich

Mit diesem Support im Rücken ging ich am Montag zusammen mit Markus Theunert an die Pressekonferenz um unsere gemeinsame Mahnwache anzukünden. Diese begann auch unmittelbar im Anschluss an die Medienkonferenz. Zu unserer völligen Überraschung ging schon nach wenigen Minuten die Tür des Bundeshauses West auf und Frau Bundesrätin Sommaruga gesellte sich persönlich zu uns. Sie versicherte uns, dass es nie ihre Absicht gewesen sei, die Sorgerechtsfrage zu verzögern, ja sie bestätigte uns sogar, ganz klar für das gemeinsame Sorgerecht zu sein. Es sei ihr darum gegangen, auch andere  Themen mit einzubeziehen. Noch auf dem Platz versprach sie uns, so schnell als möglich einen runden Tisch ein zu berufen, an dem die Fragen abschliessend geklärt werden könnten. Wir entschieden, den Versand der Steine einzustellen und diese vorläufig bei uns zwischen zu lagern. Die erste Ladung Steine war aber bereits unterwegs und so kam es am Mittwoch morgen zu einigen aufgeregten Szenen vor und im Bundeshaus West. Doch auch die bereits versendeten Steine fanden ihren Weg schlussendlich zurück ins Lager, wo sie nun auf ihre weitere Verwendung warten.

Support aus der Politik

Die Mahnwache hingegen wurde weitergeführt, allerdings nicht mehr auf täglicher, sondern neu auf monatlicher Basis. Seit dem 14. Februar stehen wir an jedem 14. des Monates wieder auf dem Bundesplatz in Bern. Während wir auf den runden Tisch warteten, nahm sich die Politik der Sache ebenfalls an. Noch während der Frühlingssession reichte Reto Wehrli eine parlamentarische Initiative ein, mit dem Ziel, die aktuelle Vorlage direkt ins Parlament zu bringen. Gleiches taten auch der Genfer Nationalrat Hiltpolt und Alex von Graffenried in der Rechtskommission. Damit erhielt unser Anliegen gehörigen Nachdruck. So konnten wir uns gut vorbereitet und gut unterstützt am runden Tisch darauf konzentrieren, unsere Positionen nochmals klar darzulegen, wir wiesen nochmals auf unsere Bereitschaft hin, auch über weitere Fragen zu diskutieren, gleichzeitig aber auch auf unsere Forderung, das gemeinsame Sorgerecht jetzt rasch einzuführen.

Es gelang uns, die Position der Väter- und Elternorganisationen als das darzustellen, was sie auch ist, nämlich zukunftsgerichtet, fair, modern und eigentlich selbstverständlich. Noch am gleichen Tag gab Frau Bundesrätin Sommaruga bekannt, dass sie die beiden Themen Sorgerecht und Unterhalt wieder getrennt behandeln will. Wir haben also unser primäres Ziel erreicht und wir haben gleichzeitig auch bewiesen, dass wir willens und fähig sind, gemeinsam zu handeln, und zwar so, dass man uns hört UND zuhört.

Grundsteine

Steine können nicht nur auf dem Weg liegen und Anstoss erregen. Steine können aber auch Boden geben. Man kann mit Weg pflastern und Brücken bauen. Aber auch eine stabile Basis lässt sich daraus erschaffen. Frau Sommaruga hat unsere Aktion so aufgefasst und in Aussicht gestellt, die Steine zur Pflästerung einen Elterplatzes zu verwenden. Mein persönliches Fazit ist, dass wir heute, Ende April wesentlich weiter sind, als wir es waren, bevor Frau Bundesrätin Sommaruga im Januar die Vorlage stoppte. Wir sind gemeinsam ein paar grosse Schritte weiter gekommen. Wir, das sind die beteiligten Organisationen, all die vielen Menschen die Steine geschickt haben, wir – das sind aber auch die beteiligten Politiker und Organisationen, welche am runden Tisch und davor und danach an den Positionen arbeiteten und dafür sorgten, dass das Thema voran kam.

Gemeinsam haben wir etwas bewegt, wir haben das zuvor festgefahrene Thema gemeinsames Sorgerecht wieder in Bewegung gebracht.

Montag, 30. Mai 2011

Auch Journalisten hören manchmal selektiv

Gestern hätte ein ruhiger Tag sein sollen. Stattdessen wurde es ein turbulenter Tag, mit Stellungnahmen, Protestschreiben, Mitgliederaufklärung und allem was dazu gehört. Was war geschehen?

Vor einigen Tagen rief mich eine Journalistin der NZZ an, und stellte mir einige Fragen zum Thema Sorgerecht sowie zu meiner Position gegenüber der IG AF. Ich erklärte ihr unsere Position zum Sorgerecht, danach machte ich ihr deutlich, wie ich der IG gegenüber stehe, nämlich klar distanziert. Ich erklärte ihr, dass ich wohl einige der Grundthemen ebenfalls als Thema ansehe, mich aber weder mit den Schlüssen, noch mit den Methoden der IG identifizieren könne.

Gestern nun erschien der Artikel in der NZZ am Sonntag. Und was war da zu lesen? Da stand nicht nur, ich würde mit der IG inhaltlich übereinstimmen, nein schlimmer noch, es stand auch, ich würde auf der Gästeliste des nächsten IG Treffens stehen. Nun ist diese Veranstaltung ja mittlerweile zu grosser medialer Präsenz gekommen, gewisse Medien scheinen sich ja geradezu auf die provokative Kommunikation dieser Gruppierung zu stürzen. Ich soll also auf einer Gästeliste stehen, nicht etwa auf einer Teilnehmerliste, obwohl auch das falsch wäre, aber nein "Gästeliste" so als wäre ich quasi explizit eingeladen. Woher die Dame diesen Unsinn hat, fragt man sich da schon.

Kommt dazu, dass die gleiche Journalistin schon vor einigen Wochen in einem ähnlichen Artikel vergleichbare Behauptungen aufgestellt hatte. Damals hatte ich sie noch freundlich auf ihre Irrtümer hingewiesen, diesmal wurde es jetzt aber offensichtlich, dass es sich kaum um Irrtümer handeln kann. Zuviele offensichtliche Falschinformationen zieren den Artikel, als dass man noch von blosser Schludrigkeit sprechen könnte.

Es stellt sich daher die Frage, nach der zugrunde liegenden Absicht. Und sobald sich diese Frage stellt, verlässt ein Journalist ja eigentlich seine beruflichen Schranken, er wird vom Berichterstatter zum Kommentator. Wird dies offen gelegt, ist das kein Problem, wenn es aber als Berichterstattung mit "Quasi-Tatsachen" dargestellt wird, so erfüllt es schnell einmal den Tatbestand der Falschinformation.

Genau dies ist hier geschehen und hat mir meinen ruhigen Sonntag gründlich verdorben.
Offensichtlich können auch Journalistinnen selektiv zuhören und daraus dann machen, was immer sie gerade glauben, gehört zu haben.

Schade bloss, dass dies in einer renommierten Zeitung wie der NZZ geschieht.

Samstag, 28. Mai 2011

Willkommen beim VeV Blog

"Hier bloggt ab heute der VeV Präsident" - so steht es ja schon im Titel.
Ich werde hier von Zeit zu Zeit meine Gedanken plazieren, zu den aktuellen Entwicklungen.
Stay tuned - there is more to come...

Damit's hier nicht so leer aussieht, hab ich einige Beiträge von mir aus dem vergangenen Jahr schon mal eingefügt. Dabei handelt es sich um Reden oder Artikel, die ich 2010 gehalten oder geschrieben habe.